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Silberpokal dokumentiert Verbindung zur Marienburg



Kronprinz von Hannover stiftete ihn 1857 den Aerzener Schützen
175 Jahre wechselvolle Geschichte

(sbr)Die Einladung zum 175-jährigen Jubiläum erreichte nicht nur Vereinsmitglieder, Freunde und Förderer, sondern auch Niedersachsens Hochadel, das Haus Hannover. Und das hat einen historischen Hintergrung: Das Schützencorps Aerzen ist der älteste Verein der Gemeinde und gleichzeitig der älteste Schützenverein des Landkreises Hameln-Pyrmont. Am 30. Juni 1836 gegründet und laut Urkunde "von einem Fräulein Lauenstein im Namen der versammelten Jungfrauen mit einer Fahne ausgestattet", erlangte das Schützencorps mit seinen vier Kompanien schnell an Bedeutung. 1857 verlieh Ernst-August II., der damals zwölfjährige Kronprinz von Hannover, den Aerzener Schützenbrüdern einen prächtigen Silberpokal, welcher den Stellenwert des Vereins noch hervorhob.

Um 1890 wurde das Schützencorps in den "Aerzener Bürgerverein" umbenannt. "Warum, das bleibt leider ein Geheimnis der Geschichte, kann aber anhand eines alten, noch vorhandenen Mitgliedsbuches dokumentiert werden", erklärt der Vorsitzende der Aerzener Schützen, Wolfgang Blum. Bereits am 13. Juli 1895 war allerdings der Bürgerverein selbst schon wieder Geschichte, und der ursprüglich als Bürgerwehr gegründete Verein, der nun den Namen "Schützen-Corps-Club Ernst August" trug, widmete sich laut Satzung nun auch der Förderung und Pflege der Geselligkeit. "Diese historische, namentliche Verbindung zum Haus Hannover hat uns veranlasst, auch eine Einladung an die Adresse der Marienburg zu senden. Allerdings nicht an den Gatten von Prinzessin Carolin von Monaco, sondern an Ernst August VI., dem Sohn des derzeitigen Oberhauptes des ehemals königlichen Hauses Hannover aus erster Ehe und Eigentümers der Marienburg", erzählt Wolfgang Blum. Noch steht die Antwort aus Pattensen allerdings aus.

Die politische Lage des 19. Jahrhunderts sowie die großen Kriege und die damit einhergehenden Veränderungen haben die Geschichte des Vereins stets mitgeprägt. Leider sind viele Dokumente in den Kriegswirren verloren gegangen. Nach dem Ersten Weltkrieg gelang es dem damaligen Vorsitzenden Paul Quast erst 1924, das Vereinsleben wiederzubeleben. Heinrich Meyer wurde 1928 sein Nachfolger. Heinrich Schrieber übernahm von 1930 bis 1953 die Verantwortung als 1. Vorsitzender. Ihm fiel die schwere Aufgabe zu, den Verein nach dessen Auflösung am 4. April 1945 zu neuem Leben zu erwecken. 1950 organisierte er deshalb im Ausflugslokal Edenhall das "Luftbüchsenschießen". Ihm folgten an der Vereinsspitze August Schwekendiek (bis 1962), Willi Schatte sen. (bis 1969), Karl Schwekendiek (bis 1986) und Diethelm Adams bis 2010.

Der erste provisorische Schießstand auf Edenhall entstand bereits 1928. 1937 konnte ein zeitgemäßer und mustergültiger Kleinkaliberschießstand fertiggestellt werden. 1953 erfolgte der Wiederaufbau, nachdem ab 1945 das Schützenhaus als Unterkunft für Vertriebenenfamilien, die Geschossbahn als Gartenland und das Holz des Scheibenstandes als Brennholz benötigt worden war. Luftgewehrschießen fand in Ermangelung eines geeigneten Schießstandes in wechselnden Gaststätten statt, bis in der Domänenburg die Vereinsräume samt modernem Luftgewehrstand im Jahr 1969 bezogen werden konnte. Zwei Jahre zuvor hatte sich erfolgreich eine Damenabteilung gegründet. Große Erfolge auf Bundesebene konnte Wolfgang Henze verzeichnen: Er kehrte 1969 als deutscher Vizemeister im Luftpistolenschießen mit nur einem Ring Rückstand von den deutschen Meisterschaften zurück.

Neben dem Schießsport und der damit verbundenen Arbeit wurden beim Schützencorps aber auch zünftige Zeltfeste gefeiert. Eines der größten Feste der Region war 1976 das 140-jährige Bestehen, verbunden mit dem Kreisschützenfest. 35 Schützenvereine und 17 Musikkapellen bildeten einen Umzug, den es in dieser Größenordnung in Aerzen noch nie gegeben hatte. Etwas bescheidener wird der Umzug zum diesjährigen 175-jährigen Jubiläum ausfallen. "Wir, das Schützencorps Aerzen, mit unseren rund 120 Mitgliedern, sind lebendig, das wird auch anhand unseres aktiven Vereinslebens deutlich", so Blum. "Wir werden auch unser 200. Jubiläum noch feiern." Nach einer Kranzniederlegung am Samstag, 17.September, um 14 Uhr am Kriegerdenkmal beginnt ein Umzug zur Domänenburg. Der anschließende Empfang findet für geladene Gäste statt. Bleibt abzuwarten, ob Wolfgang Blum auch einen Gast von der Marienburg begrüßen kann...